Moderne Hörsysteme sind kleine leistungsstarke Computer, die bei richtiger Handhabung viele Jahre lang problemlos funktionieren sollten. Eine wichtige Voraussetzung für eine lange Funktionsweise ist die richtige Pflege. Hörsysteme werden jeden Tag für etwa 16 Stunden im Haus und draußen bei Wind und Wetter und Temperaturen bei Frost im Winter bis zu Hitzeperioden im Sommer getragen. Zusätzlich kommen sie mit Haut, Ohrenschmalz (Cerumen), Schmutz und Schweiß in Berührung, die sich am und im Gerät ablagern können. So können die Schallaustrittsöffnungen (Otoplastik, Schallschlauch, Cerumensieb) verstopfen, so dass sich nicht nur der Klang verschlechtert, sondern die Hörsysteme zu leise sind und den Hörverlust nicht mehr richtig kompensieren können. Eine regelmäßige Reinigung ist also nicht nur aus hygienischen Gründen wichtig.
Grundsätzlich sollte das Hörsystem einmal am Tag gesäubert werden, bei heißem Wetter ist es aber empfehlenswert, eine Reinigung zwischendurch vorzunehmen. Da es sich bei Hörsystemen um hochwertige technische Hilfsmittel handelt, sollten sie niemals Alkohol, Spülmittel, aggressiven Reinigungsmitteln oder einer großen Menge Wasser ausgesetzt werden. Stattdessen eignen sich weiche Stofftücher, die leicht mit einem speziellen Desinfektionsmittel befeuchtet sind. Alternativ kann das Gerät auch mit einem Stück Küchenrolle oder speziellen Reinigungstüchern gesäubert werden. Geeignete Pflegeprodukte sind bei Hörakustikern, in Apotheken oder in Drogerien erhältlich.
Reinigung der In-dem-Ohr-Hörsysteme
Bei der Reinigung der In-dem-Ohr-Hörsysteme (IdO) sollte man besonders vorsichtig sein, da die Technik im Inneren der kleinen Geräte durch zu viel Druck leicht beschädigt werden kann. Für die Reinigung eignen sich weiche Mikrofasertücher mit Desinfektionsspray. Zum Entfernen von Ohrenschmalz kann eine kleine Bürste, die dem Gerät beiliegt, oder eine weiche Zahnbürste eingesetzt werden. Zu beachten ist, dass die Hörhilfe von oben nach unten gereinigt wird, da man sonst Gefahr läuft, die feinen Öffnungen des Geräts zu verstopfen. Auch sollte man während der Reinigung den Zustand der Cerumen-Filter überprüfen. Sollten diese verstopft sein, müssen sie ausgewechselt werden. Wer sich nicht sicher ist, wie das Hörsystem zu pflegen ist, kann sich an seinen Hörakustiker wenden.
Reinigung der Hinter-dem-Ohr-Hörsysteme
Hörsysteme, die hinter dem Ohr getragen werden (HdO), sind in der Regel robuster als die Geräte, die im Ohr getragen werden, sie sind aber auch mehr Umwelteinflüssen, wie zum Beispiel Regen und Sonnenschein, ausgesetzt. Bei der Pflege der HdO-Systeme liegt der Fokus vor allem auf dem Ohrpassstück. Vor dem Reinigen wird es inklusive Schallschlauch vorsichtig von dem Hörsystem abgelöst und mit einem weichen Tuch gesäubert. Einmal die Woche sollte es über Nacht in einer speziellen Reinigungslösung eingeweicht werden. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass sich auch hartnäckige Verschmutzungen lösen. Am nächsten Tag wird das Ohrpassstück mit reinem Wasser ausgespült und getrocknet. Befinden sich noch Wassertropfen im Schallschlauch, sind diese zu entfernen.
Das HdO-Gerät selbst bedarf ebenfalls einer Reinigung, allerdings sollte man aufpassen, dass keine Feuchtigkeit in das Gerät eindringt. Deswegen eignen sich feuchte Reinigungstücher am besten. Ebenso sollte kontrolliert werden, ob Verschmutzungen ins Batteriefach eindringen konnten; gegebenenfalls sollten diese entfernt werden. Es empfiehlt sich, das HdO-Gerät über Nacht in einen Trockenbeutel oder eine elektrische Trockenbox zu legen. Im Trockenbeutel befindet sich eine Tablette, welche die Feuchtigkeit aufsaugt, die beim Tragen in das Hörsystem eindringen konnte. Elektrische Trockengeräte arbeiten mit warmer Luft und oft auch UVC-Licht, um die Hörsysteme nicht nur zu trocknen, sondern auch Keime und Bakterien zuverlässig abzutöten.
Wenn der Kunde während der Reinigung seines Hörsystems bemerkt, dass sich das Cerumen nicht vom Ohrpassstück lösen lässt oder dass der Schallschlauch gelblich und brüchig ist, sollte er sich unbedingt an seinen Hörakustiker wenden. Ebenso ist ein Hörakustiker aufzusuchen, wenn das Hörsystem nicht wie gewohnt reagiert (zum Beispiel beim Regeln der Lautstärke) oder wenn das Tragen des Gerätes Schmerzen verursacht.
Außer dem technischen Verschleiß, der Verstopfung des Gerätes durch Cerumen und Feuchtigkeit können auch andere Faktoren Schäden an den Hörsystemen anrichten:
- Hitze wirkt sich negativ auf die feine Elektronik des Hörsystems aus. Aus diesem Grund sollte das Gerät nicht auf einer Heizung oder Ähnlichem getrocknet werden. Um Schäden aufgrund von Feuchtigkeit vorzubeugen, sind spezielle Trockenbeutel und Trockengeräte verfügbar.
- Luftfeuchtigkeit ist ebenfalls schädlich für das Hörsystem, da sie in dieses eindringen und sich dort als Kondensat niederschlagen kann. Das heißt, ein Hörsystem sollte möglichst nicht an Orten mit einer stark schwankenden Luftfeuchtigkeit, beispielsweise einem Badezimmer, aufbewahrt werden.
- Kosmetische Artikel wie Puder oder Haarspray können die feinen Öffnungen des Hörsystems, etwa die Mikrofoneingänge, verstopfen. Daher sollten Hörsysteme erst nach dem Auftragen der Kosmetika aufgesetzt werden.
- Auch Schmutz kann die feinen Öffnungen verschließen. Muss ein Hörsystem transportiert oder aufbewahrt werden, empfiehlt es sich, dieses im Voraus zu säubern und in dem mitgelieferten Etui zu verpacken. So wird gewährleistet, dass sich keine Staub- oder Schmutzpartikel darauf ablagern können. Auch bietet ein Etui Schutz vor mechanischen Schäden.