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Morbus Menière ist eine seltene Erkrankung des Innenohres. Die Erkrankung ist chronisch und zumeist einseitig. Am häufigsten sind davon Frauen zwischen 30 und 50 Jahren betroffen. Charakteristisch für die Menière-Krankheit sind die in unregelmäßigen Abständen wiederkehrenden Anfälle, die von den drei Symptomen Schwindel einschließlich Erbrechen, Hörverlust in den tiefen Tönen und Tinnitus begleitet werden. Die genaue Ursache der Erkrankung ist nicht bekannt. Vermutlich hat sie aber mit familiärer Veranlagung oder mit einem früheren Trauma des Innenohres zu tun.

Die Ursache für diese Erkrankung konnten die Ärzte bisher noch nicht eindeutig klären, und es wird ein Endolymphhydrops, also ein Zuviel der Endolymphe (Flüssigkeit im Gleichgewichtsorgan) diskutiert. Um dies zu verstehen, wird zunächst den Aufbau der Hörschnecke und des Gleichgewichtsorganes erklärt. Die Hörschnecke enthält drei mit Flüssigkeit gefüllte Gänge, die übereinander liegen und durch Membranen voneinander getrennt werden. In der Mitte befindet sich der Schneckengang (Scala media), der mit der kaliumreichen Endolymphe gefüllt ist. Die Scala media wird durch die Reißner-Membran von der Vorhoftreppe (Scala vestibuli) und durch die Basilarmembran von der Paukentreppe (Scala tympani) getrennt. Sowohl die Vorhoftreppe als auch die Paukentreppe sind mit der natriumhaltigen Perilymphe gefüllt und miteinander verbunden. Das Gleichgewichtsorgan verfügt ebenfalls über drei Gänge, die mit den Gängen der Hörschnecke in Verbindung stehen und dieselben Flüssigkeiten enthalten. Es werden zwei Ursachen für die Erhöhung der Endolymphe vermutet: entweder eine erhöhte Produktion oder eine Abfluss- beziehungsweise Resorptionsstörung. Befindet sich zuviel Endolymphe in der Skala media, kommt es zu einem Riss der dünnen Reißner-Membran und zu einer Vermischung der Endolymphe und der Perilymphe. Dadurch werden die für die Haarzellen wichtigen biochemischen Verhältnisse gestört, so dass es zu einem Hörverlust und zu Schwindelanfällen kommt.

Die Menière-Attacken sind unberechenbar: Oft treten die Anfälle nur mit kurzer oder ganz ohne Vorwarnung auf. Während des Anfalls verschlechtert sich in der Regel das Hörvermögen, besonders die tiefen Frequenzen sind betroffen. Auf demselben Ohr, dessen Hörvermögen sich während des Anfalles reduziert, nehmen Betroffene häufig ein Ohrgeräusch wahr. Gleichzeitig kommt es zu Schwindelanfällen. Insbesondere Stresssituationen können einen Menière-Anfall begünstigen.

Zurzeit stehen vier Ansätze zur Verfügung, um eine Menière-Krankheit zu therapieren oder wenigstens zu lindern:

Methode 1: Gesunder Lebensstil. Da Stress und niedriger Blutdruck als Auslöser für einen Morbus Menière gelten, sollten die Patienten diese unbedingt vermeiden. Aus diesem Grund ist ein gesunder Lebensstil erstrebenswert. Regelmäßige Bewegung, Entspannungsübungen sowie der Verzicht auf Rauschmittel wirken in den meisten Fällen unterstützend.

Methode 2: Medikamente. Da die genaue Ursache für die Menière-Krankheit noch nicht bekannt ist, kurieren Ärzte in der Regel die Symptome, um die Beschwerden zu lindern. Während eines Anfalles bekommen die Patienten deswegen Medikamente gegen den Brechreiz und/oder Schwindel sowie entwässernde Mittel verabreicht. Unter anderem kommt Betahistidin zum Einsatz, ein Medikament, das die Durchblutung im Innenohr verbessern und den Schwindel positiv beeinflussen soll.

Methode 3: Antibiotikum. Wenn sich die Anfälle häufen und keine der oben genannten Methoden Wirkung gezeigt hat, besteht die Möglichkeit, das Gleichgewichtsorgan mit Hilfe von Medikamenten auszuschalten. Über einen kleinen Schnitt im Trommelfell wird entweder ein Antibiotikum, das ototoxisch wirkt (Gentamycin), oder Lokalanästhetikum (schmerzstillendes Mittel) direkt ins Mittelohr gespritzt. Das Medikament gelangt dann direkt ins Innenohr, wo es das Gleichgewichtsorgan irreversibel ausschaltet. Diese Methode wird innerhalb von einigen Wochen durchgeführt. Da das Medikament eine Hörminderung verursachen kann, sollte diese Methode nur bei den Patienten angewandt werden, deren Hörvermögen bereits stark eingeschränkt ist.

Methode 4: Operation. Eine weitere Alternative Morbus Menière zu beheben ist eine Operation. Dabei wird der Nervus vestibulocochlearis, in dem sich der Gleichgewichts- und Hörnerv vereinigen, durchtrennt, was eine vollkommene Taubheit zur Folge hat. Diese Operation ist aber erst dann sinnvoll, wenn der Patient auf dem betroffenen Ohr bereits ertaubt ist. Ebenso besteht die Möglichkeit, in den endolymphatischen Sack, der das Volumen der produzierten Flüssigkeit kontrolliert, einen Shunt (Verbindung) einzubringen, so dass die Endolymphe in das Mastoid abfließen kann. Diese Methode wird aber nur angewandt, wenn die konservative Therapie nicht zum Erfolg führt.

Ein Betroffener sollte zu jeder Zeit auf einen Anfall vorbereitet sein, da dieser ja plötzlich und ohne Vorwarnung auftritt. Empfehlenswert ist eine so genannte "Meniere Hilfekarte", die auf der Internetseite der Deutschen Tinnitus-Liga (www.tinnitus-liga.de) zu finden ist. Diese Karte kann bei einem akuten Anfall den Mitmenschen gezeigt werden. Sie informiert diese über die Erkrankung und die Vorgehensweise im Notfall.

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