Die Elektrische Reaktions-Audiometrie (ERA) zählt ebenfalls zu den objektiven Hörtests, mit der höhere Regionen der Hörbahn erfasst werden. Bei der ERA handelt es sich um ein Messverfahren, das akustisch ausgelöste (evozierte) Hirnpotentiale erfasst, also Änderungen der Hirnaktivität im EEG (Elektroenzephalogramm) durch akustische Reize. Um diese kleinen Änderungen messen zu können, sind mehrere hundert Messdurchläufe erforderlich. Die normale Hirnaktivität schwankt zwar ständig, aber die Antwort auf denselben akustischen Reiz bleibt immer dieselbe, und tritt zusätzlich immer in demselben zeitlichen Abstand dazu auf. So kann ein spezieller Computer die durch den akustischen Reiz ausgelösten Potenziale herausrechnen und in Form verschiedener Wellen darstellen. Je nachdem, welcher Bereich des Gehirns überprüft werden soll, stehen verschiedene Messverfahren zur Verfügung.
Am häufigsten werden die sogenannten frühen Potentiale, die im Hirnstamm entstehen, mit der BERA (Hirnstammaudiometrie) gemessen. Für diese Messung klebt der Untersucher dem Patienten vier EEG-Elektroden auf den Kopf: je eine hinter jedes Ohr auf das Mastoid, eine auf den Scheitel und eine mitten auf den Hinterkopf. Während der Messung sollte sich der Patient möglichst wenig bewegen und auch nicht sprechen. Über Kopfhörer werden ihm kurze Klicktöne bei verschiedenen Lautstärken präsentiert. Nach Abschluss der Messung erhält der Untersucher ein Diagramm, dass verschiedene für diese Untersuchung charakteristische Wellen zeigt. Fehlt die eine oder andere oder tritt eine Welle zu früh oder zu spät auf, kann dies Hinweise auf eine Hörstörung geben. Der Vorteil der BERA ist, dass der Patient während der Messung nicht wach sein muss. Ein Nachteil ist, dass mit der BERA keine frequenzspezifischen Messungen möglich sind, da der Klickreiz aus vielen verschiedenen Frequenzen besteht.
Da diese Untersuchung keine aktive Mitarbeit des Patienten erfordert, eignet sie sich auch für Kleinkinder und Menschen, bei welchen der reguläre Hörtest nicht durchgeführt werden kann. In bestimmten Fällen, zum Beispiel bei unruhigen Kleinkindern, kann der Arzt auf Beruhigungsmittel zurückgreifen.
Um auch höhere Bereiche des Gehirns zu untersuchen, stehen weitere ERA-Messungen zur Verfügung, welche die späten Potenziale bis zur Hirnrinde ermitteln. Diese Messungen sind aber viel aufwendiger und kommen bei speziellen Fragestellungen zum Einsatz. Außerdem muss der Patient hierbei wach sein, damit die Ergebnisse nicht verfälscht werden.
Außer den vorgenannten audiometrischen Hörtests stehen dem HNO-Arzt noch verschiedene medizinische Diagnosemethoden zur Verfügung, mit denen er feststellen kann, ob eine Hörminderung vorliegt, wie schwer diese gegebenenfalls ist und welcher Bereich des Hörorganes davon betroffen ist. Für eine ausführliche Untersuchung sollte der Patient mindestens eine Stunde einplanen. Die audiometrischen Tests ohne die ERA dauern 20 bis 30 Minuten, je nachdem, wie gut der Patient mitarbeitet und wie schnell er reagiert.
Für Menschen, die in einer lauten Umgebung arbeiten, ist es durchaus sinnvoll regelmäßig einen Hörtest durchführen zu lassen. Auch bei Babys und kleinen Kindern wird regelmäßig ein Hörtest durchgeführt, um eine Hörminderung möglichst früh zu erkennen und zu behandeln. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie schlechter hören oder von Ihren Angehörigen und Freunden darauf hingewiesen werden, sollten Sie nicht zögern, einen Facharzt aufzusuchen. Denn eine frühe Behandlung kann einem größeren Hörschaden vorbeugen. Wird der Hörtest vom HNO-Arzt veranlasst oder hat der Patient Schwierigkeiten, akustische Signale aufzunehmen, übernimmt die Krankenkasse die Kosten der Untersuchung. Wer keine Beschwerden hat und sein Gehör vorsorglich untersuchen lassen möchte, kann sich an einen Hörakustiker wenden, der kostenlose Hörtests anbietet. Mit einem kostenlosen Online-Hörtest erhalten Sie zwar erste Aufschlüsse über Ihr Hörvermögen, dieser ersetzt aber keinesfalls eine professionelle Untersuchung des Gehörs. Zu bedenken ist bei diesen Online-Tests, dass in der häuslichen Umgebung immer Hintergrundgeräusche vorhanden sind, welche das Ergebnis verfälsche können. Im Gegensatz dazu verfügt der Hörakustiker oder HNO-Arzt über eine schalldichte Messkabine. Somit sollten Sie diese Art von Selbsttest als einen ersten Schritt zu einem Hörakustiker oder einem Facharzt betrachten.