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Der Hohlraum, in dem sich die Gehörknöchelchen befinden, wird als Paukenhöhle bezeichnet. Dieser mit Schleimhaut ausgekleidete Raum ist über die Ohrtrompete (Eustachische Röhre) mit dem Nasen-Rachen-Raum verbunden, damit ein Druckausgleich zwischen Mittelohr und Umgebungsdruck stattfindet. Der häufigste Auslöser einer Mittelohrentzündung ist eine Belüftungsstörung der Ohrtrompete sowie einer Einwanderung von Bakterien und Viren aus dem Nasen-Rachen-Raum über die Ohrtrompete in die Paukenhöhle, wo sie die Schleimhaut befallen.

Auf diese Weise verändern sich die Druckbedingungen im Mittelohr, sodass das Trommelfell akustische Signale nur schlecht weiterleiten kann. Insbesondere Kinder unter sechs Jahren sind von akuten Mittelohrentzündungen betroffen, da ihre Ohrtrompete noch sehr kurz ist. Eine mangelhafte Belüftung des Mittelohres, zum Beispiel aufgrund zu großer Rachenmandeln, begünstigt eine Entzündung des Mittelohres. In seltenen Fällen wird die Mittelohrentzündung von Erregern verursacht, die über das Blut oder über einen Defekt im Trommelfell ins Mittelohr gelangen. Entzündet sich das Mittelohr immer wieder oder hält die Entzündung länger als drei Monate an, so spricht man von einer chronischen Mittelohrentzündung, die operiert werden sollte (Enntzündungsschäden beseitigen).

Eine akute Mittelohrentzündung ist sehr schmerzhaft, wobei die Schmerzen häufig pulssynchron sind. Neben akuten Kopf- und Ohrenschmerzen bekommen die Betroffenen Fieber. ES tritt eine Schallleitungsschwerhörigkeit auf. Bei einer geschwollenen Ohrtrompete sammelt sich Sekret im Mittelohr an, der die Druckverhältnisse im Ohr verändert. Das Trommelfell ist in den Gehörgang gewölbt und kann platzen. Wird die akute Mittelohrentzündung nicht behandelt, besteht die Gefahr, dass sich die Entzündung auf das Mastoid (ein Teil des Schläfenbeins, auch Warzenfortsatz genannt) übergreift, was sich durch Übelkeit, Bewusstseinsstörungen und Schwellungen hinter der Ohrmuschel sowie Rötungen der Haut bemerkbar macht.

Eine chronische Mittelohrentzündung kann sich auf unterschiedliche Bereiche des Mittelohres auswirken. Ist nur die Schleimhaut der Paukenhöhle betroffen, sondert sie phasenweise ein Sekret ab, welches unterschiedliche Eigenschaften haben kann. Zum Beispiel kann es übel riechen oder geruchslos sein, auch Farbe und Konsistenz können variieren. Hierbei besteht ein dauerhafter Trommelfelldefekt. So kann das Sekret in den Gehörgang abfließen und eine Gehörgangsentzündung hervorrufen. Abgesehen davon verläuft die Erkrankung schmerzfrei und ohne Fieber, auch der Grad der Hörminderung ist zunächst gering. Beim Fortschreiten der Krankheit wird das Sekret häufiger abgesondert. In schweren Fällen kann das Gleichgewichtsorgan mit betroffen sowie der Gesichtsnerv gelähmt sein.

Greift die Entzündung nicht nur die Schleimhaut des Mittelohres an, sondern auch die Gehörknöchelchen und den Knochen an, der das Mittelohr umschließt, so liegt eine chronische Knocheneiterung vor. Im Gegensatz zur chronischen Schleimhauteiterung verläuft die Knocheneiterung schmerzhaft. Betroffene klagen über eine Minderung des Hörvermögens, einen Druck im Mittelohr sowie über ein übel riechendes Sekret.

Komplikationen äußern sich durch Schwindelgefühl, Übelkeit, Fieber und Schüttelfrost. Da insbesondere die Gehörknöchelchen in Mitleidenschaft gezogen sind, kann es zu einer Minderung des Hörvermögens (Schallleitungsschwerhörigkeit) kommen.

Im Verlauf der Erkrankung kann es vorkommen, dass das Trommelfell geschädigt wird oder sogar reißt. Da in solchen Fällen zwischen dem Außen- und dem Mittelohr keine richtige Barriere mehr existiert, kann das trockene Plattenepithel, die Hautschicht aus dem Gehörgang, ungehindert in das Mittelohr gelangen und dort eine Art Geschwulst, das so genannte Cholesteatom, bilden. Dieses stört nicht nur die Weiterleitung des Schalls, sondern verhindert auch eine ausreichende Sauerstoffversorgung des Mittelohrs und den Ablauf des dort gebildeten Sekretes. Zusammen mit der leicht entzündlichen Oberfläche der Geschwulst wird eine Mittelohrentzündung zusätzlich begünstigt. Da eine chronische Mittelohrentzündung ohne Medikamente und chirurgische Eingriffe nicht ausheilt, ist eine Untersuchung bei einem HNO-Arzt unerlässlich.

Bei akuten Mittelohrentzündungen werden abschwellende Nasentropfen, schmerzlindernde Medikamente, Entzündungshemmer oder Antibiotika eingesetzt. Schlägt die Therapie kaum oder gar nicht an, also Fieber und Schmerzen bessern sich nicht, ist es notwendig, dass der HNO-Arzt einen kleinen Schnitt in das Trommelfell vornimmt, um das Sekret abzusaugen und den Druck auszugleichen. Bei häufigen Mittelohrentzündungen setzt er zu demselben Zweck ein kleines Metallröhrchen, das sogenannte Paukenröhrchen, in das Trommelfell ein. Dieses wird nach sechs bis zwölf Monaten vom Körper abgestoßen, danach verschließt sich das Trommelfell in der Regel wieder. Liegt hingegen eine chronische Mittelohrentzündung vor, ist eine Operation erforderlich, um die durch die Entzündung verursachten Schäden zu reparieren. Vorher dem Eingriff müssen die aktuellen Entzündungen behandelt werden und Trommelfell sowie Mittelohr trocken sein. Bei der Operation werden die durch die Mittelohrentzündung entstandenen Schäden repariert: das Loch im Trommelfell geschlossen, das Cholesteatom entfernt, die Gehörknöchelchen rekonstruiert. Nach einer Operation ist es sinnvoll, ein Antibiotikum einzunehmen, um Infektionen vorzubeugen. Auch regelmäßige Kontrolluntersuchungen und Rücksprachen mit dem behandelnden HNO-Arzt sind unbedingt erforderlich.

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